Generation Alpha verstehen – wie sie denkt, fühlt und sich an Unternehmen bindet.
Sie sind noch nicht aktive Player auf den Konsumentenmarkt, aber schon jetzt allgegenwärtig: Kinder, die nach 2010 bis 2025 geboren wurden, bilden die Generation Alpha. Sie wachsen als erste komplett digital auf mit Sprachassistenten, YouTube, Tablets im Kinderzimmer und Eltern, die selbst Millennials sind.
Laut McCrindle Research wird diese Generation bis 2030 über 2 Milliarden Menschen umfassen. Sie werden die am höchsten gebildete, am längsten lebende und technologisch versierteste Generation der Geschichte sein. Das aber vor allem auf dem asiatischen und afrikanischen Markt. Im DACH-Raum wird sie die kleinste Generation werden.
Doch was bedeutet das für Marken, Unternehmen und das Employer Branding von morgen? Als Agentur begleiten wir Unternehmen nicht nur kommunikativ, sondern mit wissenschaftlicher Fundierung. Wir befinden uns im engen Austausch mit:
- Ashley Fell & Mark McCrindle (Begründer des Begriffs "Generation Alpha") in Australien
- Forschenden der Universität St. Gallen, der Hochschule Heidelberg und des MIT
Zudem erheben wir eigene qualitative Daten, führen Interviews mit Eltern, Lehrpersonen und Marketingverantwortlichen und entwickeln daraus praxisrelevante Ableitungen.
Was wir über die Generation Alpha schon wissen
Über die Generation Alpha liegen bislang kaum valide, langfristige Daten vor, schlicht weil viele ihrer Mitglieder noch sehr jung sind. Was wir aber bereits beobachten können, sind die Bedingungen, unter denen sie aufwachsen und diese liefern erste Rückschlüsse auf ihre künftigen Erwartungen, ihr Medienverhalten und ihre Rolle als zukünftige Konsumenten.
Digitale Früherfahrung: Sie erleben Technologie nicht als Fortschritt, sondern als Selbstverständlichkeit. Sie sprechen mit Siri, steuern Inhalte per Touch, und viele lernen durch YouTube oder Roblox. Es gibt Untersuchungen des MIT, des Massechusetes Institut, wie bewusst Kinder im Vorschulalter bereits Sprachmodelle in Siri etc. nutzen.
Höheres Wertebewusstsein: Sie übernehmen Werthaltungen ihrer Eltern (Generation Y), besonders zu Nachhaltigkeit, Diversität und sozialer Verantwortung, aber ohne Belege für konsequent gelebtes Verhalten. Die Gen Alpha ist bestrebt, Probleme selbst zu lösen anstatt zu sagen, dass sie es nicht schaffen.
Content: Sie konsumieren nicht nur Inhalte, sondern sie gestalten mit. Formate wie Shorts, Reels, TikToks sind für sie Alltag, ebenso wie Memes, Emojis und kreative Remix-Kultur.
Individuelle Erlebniswelten: Durch Algorithmen und personalisierte Plattformen lebt jedes Kind in einer eigenen digitalen Erlebniswelt. Marken müssen sich deshalb viel stärker mit Fragmentierung und Micro-Zielgruppen befassen.
Frühe Kaufkraft & Einfluss: Studien wie MCCrindle zeigen, dass Kinder heute früher Einfluss auf Konsumentscheidungen nehmen von Urlaubsplanung bis Autowahl.
Generation Alpha im Marketing: erste Annäherung statt Patentrezepte
Noch ist die Generation Alpha jung. Viele befinden sich im Kindergarten oder der Grundschule. Trotzdem stellen sie bereits Weichen:
- Sie beeinflussen Kaufentscheidungen aktiv mit
- Sie wachsen mit Plattformen wie YouTube, TikTok oder Roblox auf
- Sie spiegeln das Wertebewusstsein ihrer Eltern
Aber: Wir beobachten mit Blick auf die Konsumforschung: Auch wenn die Gen Alpha ein hohes Wertevokabular hat, heißt das nicht automatisch, dass sie anders konsumiert. Schon die Gen Z ist zwar sensibilisiert für Klima- und Gerechtigkeitsthemen, verhält sich aber oft widersprüchlich. Deshalb gilt: nicht idealisieren, sondern differenzieren.
Unser Ansatz orientiert sich an psychologischen und soziologischen Modellen, etwa der Bedürfnispyramide nach Max-Neef. Grundbedürfnisse wie Sicherheit, Zugehörigkeit, Spiel oder Ausdruck bleiben konstant. Der Rahmen jedoch wird digitaler, komplexer und schneller. Deswegen unterscheiden wir: Was sind die Bedürfnisse der Generation im Hinblick auf ihr junges Alter? Was wünschen sie sich? Welche Emotionalisierung nutzen wir, um Bedürfnisse zu schaffen?
Erste Handlungsempfehlungen für das Marketing
- Eltern mitdenken: Die Kaufentscheidungen der Generation Alpha sind heute meist noch elterngesteuert, besonders durch Millennial-Eltern, die medienaffin, werteorientiert und gut vernetzt sind. Marken, die diese Eltern erreichen, schaffen indirekt Zugang zur nächsten Generation.
- Plattformen früh verstehen: Ob Roblox, YouTube Kids oder Voice-Assistants, Die Gen Alpha wächst mit neuen Interfaces und Interaktionsformen auf. Wer Marketing für morgen plant, sollte diese Touchpoints heute beobachten.
Ein Beispiel: Der Youtube-Kanal von Ryan's World. Damals hat Ryan als kleines Kind angefangen, Spielzeug zu testen und die Mutter filmte es. Heute hat der Kanal 40 Millionen Abonnenten. Marken erkannten, dass sie ihre Produkte von Ryan testen lassen müssen.
- Werte kommunizieren, aber authentisch: Nachhaltigkeit, Diversität und soziale Verantwortung sind zentrale Begriffe im Umfeld der Generation Alpha. Entscheidend ist jedoch: Diese Themen müssen ehrlich und langfristig gelebt werden, nicht nur kurzfristig inszeniert. Beispielsweise raten wir Unternehmen ab, ihre Marken in Rainbow Colors während des Pride Months zu färben, wenn sie das restliche Jahr diese Werte nicht leben.
- Markenerlebnisse schaffen: Interaktive, spielerische und personalisierte Formate (z. B. durch AR, spielerisches Lernen oder Micro-Influencer im Kinderbereich) prägen die Wahrnehmung von Marken. Früh positive Markenerlebnisse können langfristige Bindung fördern.
Employer Branding für die nächste Generation?
Kann man Employer Branding für Grundschulkinder machen? Nein. Aber man kann es heute richtig aufstellen.
Die Arbeitgebermarke wird zunehmend zu einem Familien- und Community-Thema. Unternehmen, die schon heute als familienfreundlich wahrgenommen werden, Bildung, Kreativität und Entwicklung ermöglichen und mit Haltung kommunizieren und sichtbar sind, bauen langfristig Vertrauen auf. Auch bei der Generation Alpha. Dazu gehört auch, welche Geschichten Marken erzählen und wie sie auf Plattformen auftreten, die heute "nur" für Kinder gemacht scheinen.
Unser Beitrag: Forschung, Wissenstransfer & Beratung
Wir arbeiten aktuell an:
- einem Buchprojekt zur Generation Alpha (erscheint 2026 bei GABAL)
- einer Studie aus Desk Research und qualitativer Erhebung bei der Gen Alpha, die Ende 2026 erscheinen wird
- einem Netzwerk aus Forschung, Wirtschaft & Bildung
- Strategien für Marken, die Zielgruppen früher verstehen und sich smarter aufstellen wollen
Wir teilen Erkenntnisse aus der Forschung, entwickeln Handlungsempfehlungen und unterstützen Unternehmen, ihre Kommunikation, Produkte und Arbeitgebermarke frühzeitig zu hinterfragen und neu zu denken.
Über die Autorin:
Tina Sprung ist Gründerin der Sprungbrett Digitalagentur in St. Gallen, Hochschuldozentin für Marketing und Konsumforschung sowie Autorin des Buchs „30 Minuten Generation Alpha“ (GABAL Verlag, erscheint 2026). Ihre Agentur entwickelt Markenstrategien mit wissenschaftlichem Fundament in der Zielgruppenforschung. Insbesondere für Unternehmen, die junge Zielgruppen erreichen und langfristig binden wollen.